Ausstellung Keller "Siedlungsgeschichte und Geologie in Buttelstedt"
Lage, geographische und geologische Situation, Nutzung von Bodenschätzen
Buttelstedt liegt auf etwa 200 – 240 m üb. NN im nördlichen Teil des Landkreises Weimarer Land im zentralen Thüringer Becken in einem bewegten Relief mit drei Tälern am Mittellauf der Scherkonde (indogerm. „die Lärmende“), die in mehreren Quellbächen an der nördlichen Abdachung des Ettersberg-Gewölbes entspringt. Das Gebiet nördlich dieses Höhenrückens ist eingemuldet und steigt erst zum „Buttelstedter Gewölbe“ im Norden der Stadt wieder an. Der Untergrund und damit auch die Charakter der Böden wird von den Gesteinen des Unteren Keuper bestimmt. Der Untere Keuper besteht hier aus einer Wechsellagerung von Mergel- und Tonsteinen, Sandsteinen und Dolomiten. Aufgewertet durch die eiszeitlichen Lößauflage stehen hier besonders fruchtbare, verlehmte und fast steinfreie Braun- und Schwarzerden an, die bei Nermsdorf Bodenwertzahlen von 100 erreichen können. Die Siedlung selbst wurde am Übergang über die Scherkonde auf pleistozänen und holozänen Kiesen und Auelehmen gegründet. Die höchste Erhebung innerhalb der bebauten Fläche der Stadt ist ein Sporn der Buttelstedter Höhe, auf dem sich strategisch gut gelegen der innere Bezirk der neuen Marktsiedlung mit der ehemaligen Burg, dem Marktplatz und der Pfarrkirche St. Nicolai befindet. Von hier aus fällt das Gelände nach drei Seiten zum Tal der Scherkonde ab, an deren linken bzw. rechten Ufer die Vorstadtsiedlungen „Alter Markt“ (Niederdorf) bzw. die slawische „Krintze“ angebaut sind. Auf den Höhen westlich der Stadt befinden sich auf dem Sperlingsberg einer der vier Dingstühle Thüringens, der erstmals 1119 als Beurkundungsort genannt wird, sowie der wüst gewordene Siedlungsplatz „Oberndorf“.
Der Gesteine im Untergrund von Buttelstedt waren am Ostufer der Scherkonde viele Jahrzehnte sehr gut in einer Tongrube aufgeschlossen, deren Profil eine Höhe von bis zu 15 m hatte. Unter dem sog. „Grenzdolomit“, einer bis 1 m mächtigen ockerlgelben Kalkbank, die vorwiegend aus Steinkernen der fossilen Muschel Costatoria goldfussi besteht, aber auch Knochenreste von Nothosaurus sp. enthalten kann, folgen im Liegenden die hellgrauen bis hellbraunen Ton- und Mergelsteine der sog. „Lichten Mergel“ (Oberer Lettenkeuper = Obere Erfurt-Subformation). Nahe der Sohle der ehemaligen Tongrube waren diese Schichten schluffig bis sandig ausgebildet, lokal traten auch eisenschüssige, hellbraune Sandsteine (Sandstein S3) auf. Nur die tonigen Schichtglieder konnten für die Herstellung von Ziegeln genutzt werden, sandige Partien waren ungeeignet. Das Rohmaterial wurde mittels einer Seilbahn über den Sperlingsberg hinweg zum Standort der heutigen Schule befördert, auf dem sich früher die Ziegelei mit dem Brennofen und ausgedehnten Trockenschuppen befand. Bereits um 1790 wurde in Buttelstedt eine „Ziegel- und Kalkbrennerei“ erwähnt, die in späteren Jahren durch die Betriebe von G. KÜHNEMANN (1880), JAEGER, ULLRICH, RUPPE (1910), H. VOLLRATH (1916), H. FLORSTEDT (1924) bis zum Ziegelwerk DOETSCH, OEHM & HARTMANN (1928) fortgeführt und ausgebaut wurde. Ab 1933 ist das die Dampfziegelei von Paul OEHM & Co., die 1949 als „Ziegelwerk Buttelstedt“ der KWU des Landkreises Weimar angeschlossen wird. Ab 1950 „VEB Ziegelwerk Buttelstedt“ geht der Betrieb 1956 im VEB (K) Ziegelkombinat Weimar als „Werk I Buttelstedt“ auf. Nach dem Ende der Ziegelproduktion in den 1970er Jahren wurde die ehem. Tongrube als Mülldeponie genutzt, die sich nach ihrer Schließung heute in der Rekultivierung befindet.
Neben den Ziegeln wurden auch die Kalksteine des Grenzdolomits bei Buttelstedt gewonnen. Um 1900 besaßen neben der Stadt Buttelstedt auch W. TÖPFER und A. WEBER Steinbrüche in Buttelstedt und Weiden. Der Grenzdolomit fand nicht nur reichlich beim Bau von zahlreichern Mauern, Häusern und Scheunen im Stadtgebiet Verwendung, auch bei Pfarrkirche sowie Burg und Herrenhaus sind diese Kalksteine der dominierende Baustoff. Selbst für den Bau der Stadtmauer in Weimar fand Buttelstedter Grenzdolomit Verwendung.
In der Senke der Rassel-Teiche zwischen Buttelstedt und Daasdorf steht noch etwas Mittlerer Keuper mit bunten Mergeln und Gipsen an. Dieses Rohmaterial wurde zur Herstellung von Mörtel verwendet.
Der berühmte Menhir von Buttelstedt aus der Jungsteinzeit wurde nicht aus heimischem Material gefertigt. Jahrzehnte fälschlich als Muschelkalk bezeichnet, besteht er aus Traverin, dem Süßwasserkalk. Vorkommen bankiger Travertine befinden sich in Weimar, für den Buttelstedter Menhir wird ein Transport gleichen Materials aus dem Helbetal bei Greußen oder dem Wippertal bei Bilzingsleben angenommen.
Gunter Braniek, Kromsdorf